VNL-Statement zum "Lehrkräfte-Gewinnungspaket"

VNL-Statement zum "Lehrkräfte-Gewinnungspaket"

Zum heute [27.06.2022] von Kultusminister Grant Hendrik Tonne vorgestellten „Lehrkräfte-Gewinnungspaket“ erklärt Torsten Neumann, Vorsitzender des Verbandes Niedersächsischer Lehrkräfte VNL:

„Das heute vorgestellte „Lehrkräfte-Gewinnungspaket“ ist noch nicht der große Wurf, um den eklatanten Lehrkräftemangel zu beheben. Dafür haben in der Vergangenheit Tonnes Vorgängerinnen und Vorgänger zu lange die Augen verschlossen und weder rechtzeitig noch genügend vorgesorgt, diesem vorhersehbaren Lehrkräftemangel zu begegnen. Insofern hat der Kultusminister mit dem heute vorgestellten Maßnahmenpaket nur einen ersten Schritt getan, der jedoch noch zu klein ist, um eine spürbare positive Kehrtwende einzuläuten.

Es ist löblich, 730 zusätzliche Vollzeitlehrereinheiten zu den bereits ausgeschriebenen Stellen einzurichten. Ob der Kultusminister wirklich glaubt, diese besetzen zu können? Das laufende Besetzungsverfahren zum neuen Schuljahr hat bis jetzt schon gezeigt, dass es schwierig ist, die ausgeschriebenen Stellen besonders im nicht-gymnasialen Bereich zu besetzen. Es gibt zu wenige Bewerberinnen und Bewerber, die sich für eine Stelle in Niedersachsen interessieren. Der finanzielle Anreiz wird wahrscheinlich nicht den durchschlagenden Erfolg haben, ist aber ein erster Ansatz. Es rächt sich jetzt wieder einmal, den Lehrerberuf nicht schon vorher attraktiver gestaltet zu haben. Mindestens A13 wäre zweifelsohne ein wichtiger Schritt gewesen.

Wir sehen den Einsatz von Quereinsteigerinnen bzw. Quereinsteigern grundsätzlich und ganz besonders ohne Hochschulabschluss als „Praxislehrkräfte“ an Hauptschulen, Realschulen, Oberschulen und Gesamtschulen sehr kritisch. Wir warnen davor, Lehrpersonal ohne Masterabschluss oder Staatsexamen in den Schuldienst einzustellen, wenn auch zurzeit nur zeitlich begrenzt. Wir warnen davor, die bisherigen Einstellungsvoraussetzungen für Lehrkräfte, Masterabschluss und Staatsexamen, aufzuweichen.

Die Umsetzung des „Lehrkräfte-Gewinnungspaketes“ wird in einigen Bereichen wie beim Einsatz und bei der Betreuung der „Praxislehrkräften“ an den nicht-gymnasialen Schulen des Sek-I-Bereiches zu einer noch größeren Belastung der Lehrkräfte vor Ort führen. Das darf nicht sein. Diese arbeiten bereits jetzt schon am Limit und brauchen sofortige Entlastung.

Das heute vorgestellte „Lehrkräfte-Gewinnungspaket“ wird leider nicht verhindern können, dass der Lehrkräftemangel an vielen unserer Schulen auch im neuen Schuljahr ein großes Problem bleiben wird, ist aber ein erster Schritt.

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