VNL-Statement zur katastrophalen Unterrichtsversorgung im Sek-I-Bereich
Die Ausführungen des Kultusministers zum 2. Schulhalbjahr 2021/2022 kommentiert Torsten Neumann, Vorsitzender des Verbandes Niedersächsischer Lehrkräfte VNL/VDR, wie folgt:
„Auch wenn wir im Vorfeld bereits wussten, dass die Unterrichtsversorgung in diesem Schuljahr schlecht sein wird, sind wir über die heute von Kultusminister Grant Hendrik Tonne bekanntgegebenen Zahlen zur Unterrichtsversorgung schlichtweg entsetzt. Es sind seit zwanzig Jahren die schlechtesten Werte. Unsere Befürchtungen, dass die Unterrichtsversorgung an den nicht-gymnasialen Schulformen im Sekundar-I-Bereich schlecht sein wird, sind leider übertroffen worden. Mit einer durchschnittlichen Unterrichtsversorgung von 94 Prozent ist die Unterrichtsversorgung an vielen dieser Schulen katastrophal. Hier muss dringend schnellstens nachgesteuert werden, denn es geht schlichtweg um die Bildungschancen einer ganzen Generation.
Dass so viele der ausgeschriebenen Stellen an den Ober-, Real-, Haupt-, Gesamt- und Förderschulen nicht besetzt werden konnten, hat verschiedene Gründe, die auch frühere Landesregierungen zu verantworten haben. Eine Möglichkeit, die Misere jetzt zu beheben, ist die Anhebung der Besoldung aller Lehrkräfte auf mindestens A13. Andere Bundesländer haben schon länger erfolgreich die Besoldungsfrage in diesem Sinne gelöst, so dass für Bewerberinnen und Bewerber aus anderen Bundesländern eine Stelle an nicht-gymnasialen Schulformen in Niedersachsen nicht mehr attraktiv genug ist.
Wenig überzeugend sind die Auslassungen, dass Förderbedarfe wie Ganztag und Inklusion zur schlechten Unterrichtsversorgung beitragen. Sie sind seit Jahren bekannt und politisch gewollt. Ebenso müsste es klar sein, dass bei Einstellung junger Bewerberinnen und Bewerber die Inanspruchnahme von Elternzeit und Teilzeitarbeit steigen wird.
Ganz klar ist, dass Corona den Schulbetrieb auch weiterhin sehr erschwert. Insofern können die Handreichungen des Kultusministers zu verschiedenen Themenbereichen durchaus eine Hilfe darstellen, gerade in den Zeiten, wo die Gesundheitsämter ebenfalls am Limit arbeiten und nicht immer die Schulen so schnell unterstützen können wie es nötig wäre. Die tägliche Selbsttestungspflicht an Schulen ist richtig und wichtig. Es bedeutet aber nicht, dass dadurch Ansteckungen vermieden werden. Wir laufen vielmehr der Pandemie lediglich hinterher. Es ist in der Vergangenheit zu wenig für die Prävention getan worden. Daran muss weiter gearbeitet werden. Die Sicherheit und die Gesundheit aller an Schule Beteiligten muss absolute Priorität haben.“